Morbus Crohn - eine Krankheit, die den Alltag bestimmt

Der Morbus Crohn - eine chronische Entzündung begleitet meist von krampfartigen Bauchschmerzen

Definition

Morbus Crohn ist eine chronische Entzündung des Darms, die entweder nur einen kleinen Teil, sprich den Darm oder den gesamten Verdauungstrakt betreffen kann. Dies bedeutet, dass der Morbus Crohn sich vom Mund, durch die Speiseröhre, den Magen bis hin zum Enddarm ausbreiten kann. Es gibt verschiedene Arten von Morbus Crohn:

  • Enteritis regionalis: Mehrere Darmabschnitte sind betroffen.
  • Enterocolitis Crohn: Der gesamte Dickdarm ist betroffen.
  • Ileitis terminalis: Der Dickdarm und der untere Dünndarmabschnitt sind betroffen.

Die Ursache für diese Krankheit ist unbekannt, jedoch ist ein familiär gehäuftes Auftreten zu beobachten. Man geht davon aus, dass die Vererbung ein Grund für die Entstehung der Krankheit sein kann, wobei der genaue Erbgang nicht bekannt ist. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle, denn man hat herausgefunden, dass mehr Frauen als Männer erkranken.

Komplikationen

Komplikationen treten in den benachbarten Organen auf. Häufig sind Darmschlingen, der After, die Harnblase, der Harnleiter, die Scheide und die Leber betroffen.

Abszesse:

Die Entzündung, die die gesamte Darmwand betrifft, kann sich auf die benachbarten Organe fortsetzen und zu einer Eiteransammlung führen. 

Fisteln:

Fisteln sind Gänge, die sich zu benachbarten Organen bilden.

Stenosen:

Von einer Stenose spricht man, wenn sich Engstellen in Organen befinden. Durch die narbige Ausheilung der Darmabschnitte kommt es zu einer Darmeinengung und der Transport der Nahrung kann nicht mehr gewährleistet werden.

Symptome und Beginn

Die ersten Beschwerden sind Blähungen, bis zu 20mal Durchfall pro Tag und Bauchschmerzen. Weiters kommen Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen hinzu. Später können sich im Blutbild eine leichte Anämie (Blutarmut) und eine Leukozytose (weiße Blutkörperchen sind erhöht) zeigen, wobei auch bei Menschen mit ausgeprägten Symptomen ein völlig normales Blutbild beobachtet wird. Hat der Betroffene über einen längeren Zeitraum diese Symptome, können durch die ständige Hautreizung Schmerzen am Darmausgang entstehen.

Der Anfang der Erkrankung ist von Gewichtsabnahme und Fieberepisoden geprägt. Weiters können verschiedene Begleiterscheinungen auftreten. Der gesamte Körper kann von Entzündungsreaktionen betroffen sein, welche sich in Form von Hautreizungen, Augenentzündungen oder Gelenksreizungen äußern. Oft werden die ersten Symptome als akute Blinddarmentzündung gewertet. Es können aber auch Abszesse und Fisteln im Vordergrund stehen, welche den dringenden Verdacht auf Morbus Crohn nahe legen.

Die Beschwerden entwickeln sich sehr langsam und der Patient hat beschwerdefreie Perioden, wodurch die Diagnose oft erst Jahre später gestellt wird. Die gesamten Symptome können spontan wieder abklingen oder aber immer wiederkehren. Da der Krankheitsverlauf nicht vorhersehbar und die Ursache unbekannt ist, kann Morbus Crohn nicht geheilt werden.

Diagnostik

Kinder erkranken sehr selten an Morbus Crohn. Meistens wird die Diagnose im frühen Jugend- bzw. Erwachsenenalter zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr gestellt. Auch ältere Menschen sind nur sehr selten von dieser Krankheit betroffen.

Bei der Diagnosestellung ist es sehr wichtig den gesamten Magen-Darm-Trakt zu beurteilen, da die Erkrankung abschnittsweise bzw. fleckförmig auftreten kann.

Morbus Crohn ist eine entzündliche Darmerkrankung. Es kann jeden Teil des Gastrointestinaltraktes betreffen
Morbus Crohn ist eine entzündliche Darmerkrankung. Es kann jeden Teil des Gastrointestinaltraktes betreffen: vom Mund bis zum After. befall ist segmental, entzündete und gesunde Abschnitte wechseln sich ab. Oft ist Übergang vom Dickdarm zum Dünndarm betroffen ("Ileozökalbefall"), Enddarm wird eher selten betroffen. Die am häufigsten betroffene Abschnitte des Verdauungstraktes sind auf dem Bild markiert.

Neben der Dickdarmspiegelung ist eine Röntgenuntersuchung des gesamten Darms sehr wichtig. Weiters sollte eine Spiegelung des Magens und des Zwölffingerdarms erfolgen und eine Ultraschalluntersuchung gemacht werden. Auch die Laborwerte sind sehr wichtig bei der Diagnosestellung.

Sonografie:

Mit Hilfe des Ultraschalls erkennt man die gesamte Darmwand und auch die Entzündungsreaktion, die über die Darmwand hinausgeht. Man erkennt eine verdickte Darmwand und auch Komplikationen können gut erfasst werden. Der Vorteil dieser Untersuchung ist, dass sie ohne Vorbereitung und ohne Nebenwirkungen beliebig oft wiederholt werden kann.

Röntgen:

Hierbei wird ein Röntgenbild in stehender Position gemacht. Man kann damit die Art und Schwere der Erkrankung feststellen und überprüfen, ob ein Ileus (Darmverschluss) vorliegt. Weiters kann Luft außerhalb des Darms gut dargestellt werden, was auf einen Riss in der Darmwand schließen lässt. Die Röntgenuntersuchung ist eine schnell durchführbare Untersuchung und wird meist am Anfang der diagnostischen Abklärung gemacht.

Kapselendoskopie:

Dies ist das neueste Verfahren um Bilder des Dünndarms zu erhalten. Der Patient schluckt eine 2,5 x 1 cm große Kapsel, welche eine Kamera, einen Sender, eine Lichtquelle und eine Batterie enthält. Bei Verdacht auf Stenosen eignet sich diese Untersuchungsmethode nicht, da diese die Kapsel an der Darmpassage hindern könnten.

Gastroskopie:

Bei der Gastroskopie wird ein Endoskop über den Mund, durch die Speiseröhre und den Magen bis in den Zwölffingerdarm geführt. Der Patient muss hierbei nüchtern sein. Die Untersuchung ist schmerzlos, jedoch kann ein Druckgefühl im Hals entstehen.

Koloskopie:

Bei dieser Untersuchung wird das Endoskop durch den After, den Mastdarm und den gesamten Dickdarm bis zur Einmündung in den Dünndarm vorgeschoben. Der Patient muss hierfür nüchtern und entleert sein. Es darf 24 h vor der Untersuchung keine feste Nahrung mehr zu sich genommen werden und mit einem Abführmittel wird der Darm gereinigt. Die Untersuchung kann Schmerzen verursachen und darum sollte ein Schmerz- und Beruhigungsmittel verabreicht werden. Diese Untersuchungsmethode eignet sich, um anhand des Befalls und der Art der Veränderungen eine sichere Diagnose zu stellen und andere chronisch entzündliche Darmerkrankungen auszuschließen. Weiters kann eine Biopsie entnommen werden, welche vom Pathologen untersucht wird und ebenfalls zur Diagnosesicherung beiträgt.

Therapie

Es gibt 2 Arten der Therapie bei Morbus Crohn. Zum einen kann man medikamentös behandeln und zum anderen kann man eine Operation durchführen.

Gründe für eine Operation sind Stenosen oder Fistelgänge. Hierbei werden die betroffenen Darmabschnitte entfernt, wobei man versucht so viel gesundes Gewebe wie möglich zu erhalten.

Meist wird die Operation unter elektiven Bedingungen vorgenommen, was bedeutet, dass der Zeitpunkt der Operation sorgsam vorbereitet werden kann. Zuerst muss der Allgemeinzustand des Patienten verbessert werden, was mit einer hochkalorischen Trinknahrung oder einer Ernährung über die Venen geschehen kann. Oft wird in der Zeit vor der Operation mit einer Cortisontherapie begonnen, welche man postoperativ wieder ausschleichen kann.

Begleiterkrankungen bei Morbus Crohn

Die Begleiterkrankungen werden in Gruppen eingeteilt:

  • Extraintestinale Erkrankungen: Betreffen nicht den Darmtrakt und haben eine gemeinsame Krankheitsentstehung mit dem Morbus Crohn.
  • Folgen der gestörten Dünndarm- oder Dickdarmfunktion.
  • Unerwünschte Nebenwirkungen der eingesetzten Medikamente.

Begleiterkrankungen der Augen:

Es handelt sich um eine Entzündung der Augen, die in allen Abschnitten des Auges auftreten kann. Man spricht von einer Konjunktivitis (Bindehautentzündung), einer Skleritis (Hornhautentzündung), Iritis (Regenbogenhautentzündung) oder einer Iridozyklitis (Linse und Regenbogenhaut). Die Symptome der Entzündungen sind Rötungen und Brennen der Augen, verschleiertes Sehen und Kopfschmerzen.

Begleiterkrankungen der Haut:

Die häufigsten Erkrankungen sind Erythema nodosum und Pyoderma gangraenosum. Beim Erythema nodosum handelt es sich um eine warme, gerötete Haut, die hauptsächlich am Schienbein auftritt. Meist besteht zeitgleich eine erhöhte Entzündungsaktivität im Darm. Das Pyoderma gangraenosum ist eine schmerzhafte Entzündung an der Streckseite der Beine. Es kommt oft zu Abszessen und Geschwüren (Ulkus).

Begleiterkrankung der Gelenke:

Meist entsteht eine Arthritis. Dies ist eine Entzündung an Gelenken. Häufig betroffen sind das Kniegelenk, Sprunggelenk, Ellbogen, Hüfte und die Hand. Die Entzündung springt oft von einem Gelenk auf das Nächste weiter. Symptome hierfür sind Schmerz, Überwärmung, Rötung und Schwellung.

Begleiterkrankungen an den inneren Organen:

Fettleber:

Die Leberzellverfettung ist die häufigste Begleiterkrankung der inneren Organe. Die Ursachen hierfür sind Mangelernährung, Gewichtsabnahme oder die Aufnahme toxischer Substanzen aus dem Darm. Die Fettleber ist nicht behandlungsbedürftig.

Gallensteine:

Ursache für Gallensteine ist ein Gallensäuremangel, und wenn diese Symptome hervorrufen, werden sie chirurgisch entfernt.

Nierensteine:

Nierensteine sind häufig bei Patienten mit Ileumbefall zu erkennen. Vorbeugung hierfür sind Kalziumgabe und ausreichend Flüssigkeit.

Seltene Begleiterkrankungen:

Autoimmunhepatitis: Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der Leber.

Pankreatitis: Bauchspeicheldrüsenentzündung ist eine häufige Nebenwirkung von Medikamenten.

Myokarditis: Damit bezeichnet man eine Herzmuskelentzündung.

Amyloidose: Produktion und Ablagerung von Eiweißkörpern in der Wand des Magen-Darm-Traktes. Diese kann zu Verdickung der Magen-Darm-Wand führen und eine gestörte Motorik verursachen.

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