Abführmittel
30 Millionen Packungen Abführmittel kaufen wir jedes Jahr in der Apotheke. Sind wir ein Volk von Verstopften?
Es ist eine Sache der Definition. Mediziner sprechen von Verstopfung, wenn der Patient weniger als dreimal die Woche Stuhlgang hat. Das kommt sehr oft vor. Viele Menschen glauben jedoch, dass sie jeden Tag zu einer festen Zeit aufs Klo gehen müssen. Die fühlen sich verstopft, wenn sie keinen Stuhlgang hatten, und kaufen Abführmittel. Das ist relativ weit verbreitet.
Warum leiden verstärkt Ältere unter Verstopfung?
Im Alter lässt generell die Beweglichkeit nach, auch die der Darmmuskulatur. Hinzu kommen oft eine ballaststoffarme Ernährung sowie Medikamente, die Verstopfung fördern wie Blutdrucksenker. Auch bewegt man sich nicht mehr so viel, ist häufiger bettlägerig.Viel zu trinken spielt entgegen der landläufigen Meinung für den Stuhlgang wahrscheinlich keine so große Rolle. Dennoch sind eineinhalb bis zwei Liter Flüssigkeit am Tag sinnvoll.
Braucht man überhaupt Abführmittel?
Etwa 70 bis 80 Prozent der Betroffenen, die wirklich an Verstopfung leiden, können dies mit einer ballaststoffreichen Ernährung ausgleichen. Abführmittel sind kurzfristig bei manchen akuten Erkrankungen notwendig, zum Beispiel bei einer Analfissur oder bei entzündeten Divertikeln im Darm. In beiden Fällen vermeidet eine schnelle Stuhlpassage Schmerzen und fördert die Heilung. Dauerhaft Abführmittel brauchen Menschen, deren Darm die Nahrung generell zu langsam fortbewegt, die also an sogenannten Motilitätsstörungen leiden. Ballaststoffe können in diesen Fällen die Darmtätigkeit nicht beschleunigen, sondern steigern nur das Völlegefühl.
Sind in solchen Fällen pflanzliche Abführmittel ideal?
Nein, bei Motilitätsstörungen kommen osmotische Mittel zum Einsatz, die dafür sorgen, dass der Darm mehr Wasser abgibt. Pflanzliche Ballaststoffe wie Flohsamen helfen in diesem Fall nicht. Ansonsten werden Flohsamen aber von Naturheilkundlern und Schulmedizinern empfohlen, da sie sowohl zu festen als auch zu flüssigen Stuhlgang regulieren und zudem weniger blähen als andere Ballaststoffe.